Die Else Lasker-Schüler-Lyrikpreisträger 2024

Stadtsparkasse Wuppertal, Glashalle, am 19. und Bergische VHS am 20. April 2024

 

Einen ebenso unterhaltsamen wie informativen Blick in ihre Dichter-Werkstätten boten Dinçer Güçyeter und Sarah Kiyanrad in der Bergischen VHS. Die Einblicke gab es bei einer Lesung mit Interviews, geführt von Birte Fritsch. Für ihn sei das Dichten Arbeit, Feilen und Drechseln an den Worten, zudem aber ganz realer Broterwerb,  gestand witzig, ironisch  und erfrischend ehrlich Dinçer Güçyeter.

Der Else Lasker-Schüler-Lyrikpreisträger 2024 ist nicht nur Dichter, sondern er betreibt auch einen Lyrikverlag in seinem Geburtsort Nettetal. Er entführe seine Leserschaft in (Gedanken-)Welten, die nicht allen bekannt vorkämen, sich jedoch allen erschlössen, meinte Moderatorin Fritsch und zitierte im opulenten Programmheft zur Preisverleihung aus dem Gedicht „eine brennende Wolke“ die Zeilen: „ihr letzter Atem roch nach Minze / nach Pappelholz, nach Rost, nach Lehm.“

In der musikalisch vom Klarinettisten Reinald Noisten gestalteten Veranstaltung sprach Förderpreisträgerin Sarah Kiyanrad davon, dass die Motive aus ihr intuitiv herausströmten. So sei ihr erster Gedichtband „Jahre nach dir“ beim Laufen entstanden.

Heiner Bontrup hatte Julia Wolff für Rezitationen der Kiyanrad-Gedichte in seine Laudatio eingebunden. Eines dieser Gedichte beginnt mit den Worten „“Seit du fehlst / Angle ich im See der Erinnerung / Nach vergangenen Stunden“ Die  Poetik der Münchner Iranwissenschaftlerin (und Übersetzerin) Dr. Kiyanrad ist geprägt von der persischen traditionellen Lyrik.

 


Einen Tag zuvor, am 19. April 2024, waren Dinçer Güçyeter und Sarah Kiyanrad in einem Festakt vor mehr als 200 Besuchern in der Glashalle der Stadtsparkasse Wuppertal mit dem Else Lasker-Schüler-Lyrik- und –Förderpreis geehrt worden. Die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft hatte die Veranstaltung bewusst auf diesen Tag gelegt: Der 19. April 1933 war der Tag, an dem die Jüdin Else Lasker-Schüler aus Deutschland hatte fliehen müssen. Und am 19. April 1943 hatte der Aufstand im Warschauer Ghetto begonnen.

Ob der 19. April 2024 der Tag sei, an dem dieser renommierte Lyrikpreis zum letzten Mal vergeben werde, fragte Hajo Jahn, der als Vorsitzender der ELS-Gesellschaft den Festakt moderierte. Der Preis sei in seiner finanziellen Ausstattung nicht auf Dauer gesichert. Bislang dotiert mit 5000,00 Euro vom Literaturbüro NRW. Den Förderpreis, der zum erstmal seit 20 Jahren wieder vergeben wurde, hatte eine Spenderin mit 2.000 Euro ausgestattet.

Dinçer Güçyeter sei ein würdiger Nachfolger früherer Preisträger wie Thomas Kling, Friederike Mayröcker, Safye Can, Geertje Suhr und Nora Gomringer, erklärte Dagmar Fretter, ehemalige Fachbereichsleiterin Literatur bei der Kunststiftung NRW. In ihrer Laudatio schilderte sie den Werdegang des deutschtürkischen Preisträgers Güçyeter vom Gabelstapelfahrer hin zum mehrfach preisgekrönten Dichter und Verleger von Lyrik, was mutig, aber nicht immer einfach sei. Wichtig sei ihm dabei das Miteinander und interkulturelle Toleranz. Ganz im Sinne von Else Lasker-Schüler, deren Gedichte er als Azubi kennen- und schätzen gelernt habe.

 


Patrick Hahne, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Wuppertal, Begrüßung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alle Fotos: Florian Schmidt

Festakt in der Glashalle der Stadtsparkasse Wuppertal

Musiker Henning Brand, Margaux Kier und Irek Wojczak

Publikum

Irek Wojczak, Saxophonist aus Polen

Hajo Jahn, Vorsitzender der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft, Moderator des Abends

Dagmar Fretter,
Laudatorin für den Preisträger

Laudatorin Fretter überreicht die Urkunde an Dinçer Güçyeter

Dinçer Güçyeter

Auf der Leinwand lief in Dauerschleife der Film "Yinin" (Integration, chinesisch) von Celine Rabanus

 

Margaux Kier sang Lieder auf Ukrainisch, Polnisch, Hebräisch und Türkisch

Unter den Gästen waren u.a.

Anja Liebert, MdB,

Sylvia Löhrmann, ehem. Stellv. Ministerpräsidentin NRW,

Andreas Bialas, MdL, Stadt- und Bezirksverordnete

Julia Wolff und Heiner Bontrup bei der Laudatio für Sarah Kiyanrad

Laudator Heiner Bontrup gratuliert Förderpreisträgerin Sarah Kiyanrad

Sarah Kiyanrad

(Foto: Manfred Brusten)

Die Besucher erlebten einen abwechslungsreichen Abend

Die Mitwirkenden (v.l.) Henning Brand, Dinçer Güçyeter, Sarah Kiyanrad, Heiner Bontrujp, Hajo Jahn, Dagmar Fretter, Julia Wolff und Margaux Kier

Nach der Preisverleihung: Dinçer Güçyeter, Sarah Kiyanrad, Hajo Jahn